Was ist überhaupt ein falscher Job?
Ein Job ist wie ein Spiel. Es gibt immer gewisse Regeln. Wir können uns entscheiden, welches Spiel wir zu welchen Regeln spielen wollen. Eine zentrale Rolle eines jeden Spiels nimmt meist der Tausch ein. Wir gehen einer gewissen Tätigkeit nach und wenn wir uns an die Regeln halten, bekommen wir im Tausch etwas dafür. Das kann Geld aber auch Know How, Freude, Weihnachtsfeiern, soziale Zugehörigkeit, Status, Wohlbefinden, persönliche Entwicklung und vieles mehr sein.
Wenn wir als Coachfident vom richtigen Job sprechen, dann meinen wir den Job, in dem sowohl das Spiel als auch der Tausch in allen Facetten passt. Also eine Tätigkeit, die dir Freude macht, in der du deine Stärken und Talente ausleben kannst, du aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten findest, die dir wichtig sind. Ein Job, bei dem du also Freude am Tun hast.
Oft kann es sein, dass ein Job der einmal gepasst hat, mit der Zeit nicht mehr passt. Dann müsste man etwas verändern, um wieder zum idealen Job zu kommen. Das ist aber gar nicht so einfach. Laut neuesten Studien sehen 60% der Östereicher:innen keinen Sinn in ihrem Job. Hier sind die die Top 5 Gründe, warum leider ganz viele trotzdem in diesen Jobs steckenbleiben.
#1: Zu viele Optionen führen zu keiner Entscheidung
Die globalisierte Welt öffnet uns Türen, viele Türen. Eine Vielzahl von Ausbildungen, Berufswegen und Jobangaboten überflutet junge Menschen geradezu.
Der renommierte Ökonom Mathias Binswanger spricht von der Multioptionstretmühle. Durch die vielen Optionen wird die Entscheidung an sich zu einer Herausforderung. Alle möglichen Richtungen zu kennen und diese gegeneinander abzuwägen, ist so aufwendig, dass man gar nicht erst beginnt.
Dadurch wird wie vor dem Marmeladenregal auch bei der Jobwahl entweder zur erstbesten Option gegriffen oder erst gar nicht entschieden.
Den richtigen Job zu finden, wird damit eher zum Glücksspiel oder zur sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Bevor man sich das antut, bleibt man doch lieber im gewohnten Job.
#2: Der richtige Moment kommt nie
Die Aussage “Ich warte noch” hat einen riesigen Vorteil. Es klingt so, als wäre man sehr beschäftigt, muss sich aber trotzdem nicht bewegen.
Das Warten auf den richtigen Moment ist dabei die Königsdisziplin, da meist nicht einmal klar ist, auf was genau gewartet wird. Das eigene Tun an externen Faktoren zu fixieren, wird in der Psychologie als externer Locus of Control bezeichnet (externe Kontrollüberzeugung).
Das Schicksal wird an Faktoren gebunden, die vom Individuum unabhängig sind und damit wird die Verantwortung externalisiert. Das Resultat ist meist, dass lange gewartet wird, um dann fließend überzugehen zu “Ich habe leider den Moment verpasst”.
Das Gegenteil davon ist sinnvolles Timing. Das ist jedoch immer an definierte Faktoren gebunden, auf was noch gewartet wird, um dann mit einem klaren Plan zu starten.
Bevor man sich das antut, bleibt man doch lieber im gewohnten Job.
#3: Alte Vorbilder sind Stolperfallen
“Wer in die Fußstapfen eines anderen tritt, wird ihn nie überholen.”
Orientierung ist wichtig und auch das Lernen von jenen, die bestimmte Wege vor uns gegangen sind, ist eine der größten Quelle von Know How. Im besten Wissen und Gewissen werden uns jedoch von älteren Generationen Werte und Prinzipien gelehrt, die für junge Menschen oft nicht mehr hilfreich sind.
So waren finanzielle Sicherheit, Stabilität oder Arbeit gewisse Werte, die vor der Generation Y und Z einen völlig anderen Stellenwert hatten. Karriere wurde oft in dem Unternehmen gemacht, in dem man nach der Ausbildung begonnen hat. Heute haben laut Studien über 80% der Arbeitnehmer:innen schon nach zwei Jahren wieder eine andere Position, meist in einem anderen Unternehmen. Auf diese Schnelllebigkeit wird man jedoch weder von den Eltern noch an den Unis vorbereitet.
Wie denn auch? Alte Systeme und Erfolgsstrategien sind bereits überholt und das eine Erfolgsrezept gibt es nicht mehr. Das einzige was hilft, ist die Orientierung nach innen. Welche Arbeit macht mir Freude? Worin bin ich wirklich gut? Wo kann ich mein Potential voll entfalten? Diese Fragen zu klären, gibt die Orientierung, die für langfristig Stabilität sorgt. Und die kann einem fast keiner geben.
Bevor man sich das antut, bleibt man doch lieber im gewohnten Job.
#4: Wir kennen uns selbst zu wenig
Wer die eben beschrieben Fragen nicht klar beantworten kann, erkennt hoffentlich gerade etwas. Wir kennen uns selbst zu wenig. Das ist absolut kein Vorwurf. Du kannst auch gar nichts dafür. Das führt aber dazu, dass du dich vielleicht an einem Ort wiederfindest und eigentlich nicht weißt, warum du hier bist.
Woher sollst du dich, deine Werte, deine Potentiale und Bedürfnisse auch kennen?
Beigebracht, wie wir uns diese Fragen ehrlich beantworten können, bekommen wir ja nicht.
Methoden, Übungen und konkrete Strategien helfen uns zu definieren, was wir uns von der Arbeit wünschen, was die Potentiale sind, die noch in uns stecken und was wir tun müssen, um sie herauszuholen. Haben wir Klarheit darüber, was wir wollen, können wir auch einen Plan entwerfen, wie wir dorthin kommen.
Wann hast du dich das letzte Mal hingesetzt und diese Dinge für dich niedergeschrieben?
Bevor man sich das antut, bleibt man doch lieber im gewohnten Job.
#5: Ohne Fokus verpufft unsere Energie
Es ist beeindruckend, wozu Menschen in der Lage sind, aber enttäuschend, was Menschen tatsächlich tun. Kein Mensch hat unendlich viel Energie und Zeit. Umso mehr ist die Frage, wofür wir unsere limitierte Energie und Zeit nutzen.
Ein Gartenschlauch versprüht dieselbe Menge Wasser entweder einen Meter weit in 1000 Richtungen oder 10 Meter weit in eine Richtung. Der einzige Unterschied ist der Fokus der Düse.
Genau so ist es mit unserer Energie. Natürlich braucht Veränderung Kraft und Mut, um den ersten Rollwiderstand zu überschreiten und ins Tun zu kommen.
Verschwenden wir unsere Energie in 1000 Richtungen, wird diese Kraft nicht reichen. Können wir klar benennen, was wir wollen, wie wir es wollen und warum wir es wollen, können wir mit voller Kraft in unsere Richtung gehen.
Aber bevor man sich das antut, bleibt man doch lieber im gewohnten Job.